Akkermann wurde auf Borkum geboren. Irgendwann wollte er die Insel verlassen, der Enge entfliehen. Er studierte in Oldenburg Betriebswirtschaftslehre und ließ sich ganz nebenbei zum staatlich geprüften Wattführer ausbilden, um in den Semesterferien eine Verdienstmöglichkeit zu haben. Er führte Menschen durchs Watt und erkannte bald, dass genau das seine Berufung ist. Als die Eltern starben, ging es endgültig zurück nach Borkum. In seine Heimat. Das hatte der junge Akkermann erkannt, nachdem er die Insel verlassen hatte.
Wattwanderungen der besonderen Art
Die Wattführungen des zweifachen Familienvaters sind stets etwas ganz Besonderes. „Ich habe das methodisch-didaktisch aufgebaut und arbeite immer noch daran“, sagt der vollbärtige Friese. Und wie er das Watt liebt! Er weiß alles darüber, sieht Dinge, die andere Menschen nicht sehen. Aber er lässt sie erkennen, zeigt ihnen die Herzmuscheln, die sich wieder einbuddeln, nachdem sie ausgegraben wurden, lässt Seeringelwürmer andere Menschen in die Finger beißen („das zwickt ein bisschen“), weist auf die am Flutsaum lebenden Millionen von Schlickkrebsen hin und lässt seine Kunden Queller essen, eine Pflanze, die ins Meer hineinwächst.
So eine Wattführung mit Albertus Akkermann ist schon ein Erlebnis. Es gibt keine Frage, die er nicht beantworten kann. Es gibt keine Geschichte aus der eigenen Vergangenheit, die er nicht schon erzählt hat. Bis zu vier Mal am Tag geht der Borkumer mit seinen Gästen ins Watt. Und wenn die viel Glück haben, dann erleben sie auch Akkermanns zweite Leidenschaft.
Schon mit elf Jahren lernte der damals noch kleine Albertus Akkordeon spielen. Irgendwann einmal berichtete ein Radiosender viel später über seine Wattführungen. Und der gute Radiomann fragte Akkermann, ob er nicht das Instrument mit ins Watt nehmen könne. Konnte er. Und er spielte. Die Menschen staunten, bekamen leuchtende Augen.
„Ich habe gemerkt, wie begeistert die Leute waren und habe das dann ausgebaut“, sagt er und strahlt dabei selbst diese Begeisterung aus, die einfach ansteckend wirkt. Aber es mussten auch die richtigen Lieder sein. „Wenn ich ,An der Nordseeküste‘ spielen sollte, müsste man mir schon viel Geld dafür geben“, sagt Akkermann. Niederdeutsche Musik, alte plattdeutsche Volkslieder und selbst komponierte Stücke – das passte und das passt immer noch.
Brel-Texte in Plattdeutsch
Der Wattführer hat eigene Ansprüche, denen er gerecht werden will. Und genau dazu passt der flämische Liedermacher Jacques Brel. „Ich habe festgestellt, dass eine unheimliche Kraft in seinen Liedern liegt“, erklärt Akkermann. Aber auch da feilt er noch, denn die Brel-Texte hat der Mann ins plattdeutsche übersetzt. „Die Ur-Texte von Brel sind flämisch, das ist mit niederländisch verwandt. Und das Niederländische ist ja eigentlich nur ein plattdeutscher Dialekt“, lautet seine schlagfertige Begründung dafür.
Wattführer und Akkordeonspieler – zwei Leidenschaften. „Ich habe gemerkt, wie gut die sich miteinander verbinden lassen. Die Leute nehmen sich etwas für ein Picknick mit, ich stelle mich ins Watt und spiele zehn, elf Lieder, die zur Umgebung und Atmosphäre passen“, erklärt Albertus Jansen Akkermann. Wer’s nicht glaubt, sollte eine Wattführung bei ihm buchen.
Gemeinsam mit der Gruppe „Triangel“ veröffentliche Akkermann die CD „Waar geiht dien Padd hen“, erschienen bei Artychoke.de. Musikalische Kostproben Akkermanns sind zudem bei Youtube zu finden. Der Mann übrigens hat auch noch einen weiteren Job: Er vermietet Ferienwohnungen auf Borkum. Wer daran Interesse hat: Albertus Akkermann ist im Telefonbuch zu finden.
Dirk Kröger