Berufliches Erfolgs-Gespann: Hoteldirektor José Manuel Bras und Maitre d`Hotel Ivan Chernyavskiy bieten beim bayrischen Frühschoppen Weißwürste an.
Die Reederei Plantours scheint mit Bras zufrieden zu sein. Der lernte seine Aufgabe aber auch von der Pike auf in einem Hotel, besuchte zudem als junger Mann eine Hotelfachschule in der Schweiz. 1984 ging’s für ihn erstmals auf ein Schiff: Die „Sagafjord“ und deren Schwesternschiff „Vistafjord“ der Norwegischen Amerika-Linie (NAL) waren seine ersten schwimmenden Arbeitsplätze. Bras bildete sich fort, belegte in seiner folgenden Zeit bei Cunard Managementkurse in Kalifornien und ging dann für zehn Jahre auf die „Astor“ von Transocean Tours – bis zur Insolvenz seines Arbeitgebers. Es folgte ein Engagement auf der „Albatros“ von Phoenix Reisen, ehe Bras 2015 auf der „Hamburg“ seine zweite Heimat fand. „Und auf ein anderes Schiff will ich auch nicht mehr“, sagt er. Drei Jahre also stehen für ihn noch in Plantours-Diensten an, danach geht’s heim.
Aber wo ist eigentlich das Zuhause? „In erster Linie in Portugal, aber wir machen auch immer Abstecher nach Bad Kleinkirchheim“, erklärt er die Strategie des portugiesisch-österreichischen Paares, das auf einem deutschen Kreuzfahrtschiff unter der Flagge der Bahamas unterwegs ist. Auf der „Hamburg“ jedenfalls sind der Hoteldirektor und die Rezeptionistin glücklich.
Aber welche Aufgaben hat Bras eigentlich? „Ein Hoteldirektor macht nichts und viel“, lautet die schelmische Antwort des Mannes, der bei vielen Menschen auch durch die ARD-Fernsehserie „Verrückt nach Meer“ bekannt wurde. Bras jedenfalls kümmert sich um alles, was den Hotelbetrieb an Bord betrifft. Beispielsweise bestellt er gemeinsam mit dem Chefkoch und dem Proviantmeister Lebensmittel, dann kümmert er sich um die Organisation aller Veranstaltungen an Bord, ist für den Service und die Sauberkeit in den Kabinen und öffentlichen Räumen ebenso zuständig wie für den Tender-Dienst.
Lebensmittel-Logistik
Insgesamt waren ihm jüngst bei der Kreuzfahrt „Ein Hoch auf die Azoren“ 141 Mitarbeiter aus 18 Nationen unterstellt. Da ist es hilfreich, dass Bras neben Portugiesisch und Deutsch auch Englisch und Französisch fließend spricht. Die schwierigste Aufgabe sieht er in der Logistik der Lebensmittel-Bestellungen. „Manchmal müssen wir Sachen für sechs Monate bestellen“, berichtet er. Dabei werden immer wieder frische Lebensmittel vor Ort im jeweiligen Fahrgebiet geordert, aber am liebsten kauft Bras in Deutschland ein. Und da muss er langfristig denken, denn die entsprechenden Container mit Lebensmitteln für die bis zu 400 Passagiere werden teilweise zwei bis drei Monate im Voraus bestellt.
Und was isst er selbst am liebsten? „Bacalao“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Und was das ist, erklärt Bas auch gleich: Stockfisch, der aus Kabeljau hergestellt wird. „Die Gäste mögen das nicht“, weiß der 67-Jährige, „das kann nur ein Portugiese lieben!“. Am liebsten hält sich der stets gut gelaunte Mann mit der „Hamburg“ in Kuba und in der Karibik auf, sein Lieblingshafen ist Sydney. „Der ist am schönsten, aber der in Hamburg ist am besten organisiert“, weiß er. Und Bras’ Lieblingsplatz auf dem Schiff? „Die Kabine!“, antwortet er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Apropos Kabine: Auch am Umbau der „Hamburg“ war der Hoteldirektor beteiligt, die neuen Kabinen mit Infinity-Fenstern gehen zum Teil mit auf seine Kappe. „Balkone sind auf diesem Schiff nicht möglich, aber die Gäste sind so auch zufrieden“, weiß er. Und den Kontakt mit den Gästen schreibt der Hoteldirektor ganz groß. „Gestern kannte ich auf dem Schiff 75 Prozent der Passagiere“, sagt er, „die meisten sind ja Wiederholer.“ Es geht also familiär auf der „Hamburg“ zu. Und genau das mag José Manuel Bras.
Dirk Kröger (Text und Fotos)