Dublin
Die meisten Kreuzfahrer kommen in der irischen Hauptstadt an. Die Stadtrundfahrt ist kaum ausreichend, um die pulsierende Metropole kennen zu lernen, zumal die Reisebusse nicht in den Vergnügungsbezirk Temple Bar fahren. Deswegen empfiehlt sich dort ein abendlicher Besuch auf eigene Faust, um Bier zu trinken und in Folkmusik in den Pubs zu hören. Auch das Trinity College ist einen Besuch wert, ist hier doch in der sehenswerten 64 Meter langen Bibliothek das legendäre „Book of Kells“ zu bestaunen. Allerdings gibt es oft lange Schlangen vor dem Einlass.
Das berühmte Trinity College. Foto:Rob Durston/Irisches FVA
Dublin hat eine Reihe weiterer Anziehungspunkte, wie das etwas außerhalb des Stadtkerns gelegene Schloss, die St. Patrick’s Cathedral, das Gebäude der Bank of Ireland, in dem früher das irische Parlament tagte, oder die Guiness-Brauerei. Am durch die Stadt fließenden Fluss Liffy lässt sich herrlich entspannen. Das bei Dunkelheit beleuchtete Zollhaus ist ein lohnenswertes Foto-Motiv. Und natürlich gibt es überall in der Stadt georgianische Architektur zu bewundern. Über all dem thront die Musik. Deswegen gehört ein Pub-Besuch einfach dazu – auch für diejenigen, die kein Guinness mögen. Dazu kommen all die bunten Haustüren – und die Geschichte von Molly Malone, der der Sage nach tagsüber Fische und abends ihren Körper verkaufte. Dieser zweifelhaften Dame wurde in Dublin sogar ein Denkmal gesetzt. Das Molly-Malone-Lied wird übrigens jeden Abend in jedem Pub gesungen.
Cliffs of Moher
Rund zwei Busfahrstunden von Dublin entfernt, treffen Besucher auf die Cliffs of Moher. Für Erwachsene sind sechs Euro Eintritt fällig. Dafür sehen sie Klippen, die an vielen Stellen nahezu senkrecht aus dem Atlantik heraus ragen – und das über mehr als acht Kilometer Küstenlinie. Am Südende, dem „Hag’s Head“, haben sie eine Höhe von ungefähr 120 Metern, nördlich des „O’Brien’s Tower“ erreichen sie sogar 214 Meter. Der O’Brien’s Tower liegt etwa auf der Hälfte der Uferstrecke. Bei guter Sicht sind von dort aus die Aran Islands und mitunter auch die Galway Bay zu sehen. Am Kliff leben fast ausschließlich Vögel; unter ihnen Papageientaucher, Falken, Möwen, Krähenscharben, Trottellummen und Alke.
Die Cliffs of Moher. Foto: Dirk Kröger
Connemara
Die Heide- und Moorlandschaft im Westen Irlands mit ihren zahlreichen Schafherden ist einen ganztägigen Ausflug wert. Die Atlantikküste, die vielen schroffen Berge und lieblichen Täler, die ursprünglich wirkenden Dörfer – all das ist einfach wunderschön. Ein Besuch in Roundstone, einem Dorf mit einer besonderen Ansiedlung von Kunsthandwerkern, das Ansehen des weißen Sandstrandes von Ballyconneely, das Bewundern der Kirchtürme von Clifden – die Fahrt durch Connemara bietet viele Höhepunkte. Mein Tipp: eine Fahrt auf der „Sky Road“ mit ihren weiß getünchten Häusern rechts und links. Viele der reizvollen Nebenstraßen können von Reisebussen nicht befahren werden, bieten sich aber für eine Mietwagentour an. Empfehlenswert ist ein Besuch des berühmten Klosters Kylemore Abbey mit seinem ummauerten Garten.
County Clare
Im County Clare stehen nicht die Landschaft im Vordergrund, sondern die kleinen Orte und Dörfer. Ennis zum Beispiel gilt als Zentrum der irischen Folk Musik. In Limerick gibt es zwar keine Hinweise auf die berühmten gleichnamigen Gedichte, dafür aber das direkt am Fluss Shannon liegende Schloss und einen Milchmarkt, auf dem regionale Produkte zu Klängen von irischer Musik verkauft werden. Nicht weit ist es bis Adare, das oftmals als schönstes Dorf Irlands bezeichnet wird. Diesen Ruf erwarb sich das Dörfchen vor allem durch eine Reihe wunderschöner Reetgedeckter Häuser, die die Hauptstraße säumen.
Reetgedecktes Haus in Adare. Foto: Dirk Kröger
Ring of Kerry
Die 179 Kilometer lange Panoramaküstenstraße im County Kerry im Südwesten des Landes führt um die Iveragh-Halbinsel entweder küstennah oder direkt die Küste entlang von Kenmare über Waterville nach Killorglin, dann landeinwärts über Killarney und wieder nach Kenmare. Eine Wanderversion dieser Straße stellt der Fernwanderweg Kerry Way dar. Busse dürfen die Straße ihrer Enge wegen nur in einer Richtung befahren. Der erste Halt wird gern am „Red Fox Inn“, einem kleinen Pub direkt an der Straße, gemacht. Hier soll es den besten Irish Coffee überhaupt geben. Kurz darauf wird die Landschaft immer spannender, immer reizvoller. Der Ring bietet einen Höhepunkt nach dem anderen. Waterville beispielsweise ist ein pittoresker Ort mit einem wunderbaren Sandstrand – und einer mannshohe Statue von Charlie Chaplin, der hier oft zu Gast war. Das Dörfchen Sneem mit seinen bunten Häusern ist mehr als einen Blick wert, aber am meisten gestaunt wird, wenn es über Moll’s Gap geht, einen Pass mit phantastischen Aussichten. Unvergesslich bleibt auch der Ausblick auf die Macgillycuddyreeks, Irlands höchste Berge. Die Rundreise auf dem Ring of Kerry endet am „Lady´s View“. Dieser Aussichtspunkt soll nach Königin Victoria benannt sein, die von diesem Punkt aus den Blick auf die beieinanderliegenden Seen genossen haben soll. Und dann könnte noch das Muckross House mit seinem großen Park besichtigt werden – doch all das ist fast zu viel für einen Tag.
Unterwegs auf dem Ring of Kerry. Foto: Dirk Kröger
Cork & Kilkenny
Cork hat den zweitgrößten Kreuzfahrthafen Irlands – der allerdings liegt eine halbe Stunde südlich der Stadt. Hier legte die Titanic 1912 zum letzten Mal vor ihrer letzten Fahrt an. Das damalige Büro der White Star Line dient heute als Restaurant. Cork selbst überzeugt weniger mit Schönheit, als vielmehr durch die kleinen Gassen der Altstadt, mit ihren vielen Straßenkünstlern, Kneipen und jeder Menge kultureller Angebote (die Stadt war 2005 Europäische Kulturhauptstadt) sowie dem viktorianisch anmutenden „English Market“. Von Cork ist es nicht weit nach Kilkenny. Die Stadt ist berühmt für ihr Bier und lädt zum Schlendern durch den mittelalterlichen Ortskern ein, wobei die Touristen wie magisch von „Kyteler’s Inn“ angezogen werden, einem historischen Pub inmitten der Stadt, in dem einst die Hexe Alice Kyteler ihr Unwesen getrieben haben soll. Das vor Ort hergestellte Bier wird hier natürlich auch ausgeschenkt – als Alternative zum allgegenwärtigen Guinness.
Begegnung mit Einheimischen… Foto: Dirk Kröger
Natürlich lässt sich Irland nicht in wenigen Tagen erkunden. Die wichtigsten Attraktionen der Insel aber können in dieser Zeit gesehen werden. Und wer nicht recht weiß, ob Irland für ihn ein lohnenswertes Reiseziel ist, für den sind Stippvisiten im Rahmen einer Kreuzfahrt perfekt – denn er hat danach einige touristische Höhepunkte gesehen, hat mit ein wenig Glück auch die stets freundlichen Menschen kennen gelernt und kann dann entscheiden, ob die Eindrücke vertieft werden sollen. Denn: Es gibt in Irland ja noch so viel zu sehen. Und zu schmecken. Und vor allem zu hören.
Dirk Kröger