Sisimiut hat rund 5.500 Einwohner. Die Stadt liegt an der Westküste Grönlands, etwa 75 Kilometer nördlich des Polarkreises und auf halbem Weg zwischen der Hauptstadt Nuuk und der Diskobucht. Hinter der Stadt thront der Hausberg der Stadt, der 784 Meter hohe Nasaasaaq (auf Deutsch: Frauenkapuze). Sisimiut ist eine der wohlhabendsten und wirtschaftlich am weitesten entwickelten Städte des Landes und berühmt für seine gute Lebensqualität. Die Stadt exportiert vor allem Kabeljau und Krabben, und dies vor allem nach Dänemark, aber auch in das übrige Skandinavien und ins Vereinigte Königreich.
Sehenswert: das Sisimiut-Museum
Der Yachthafen von Sisimiut.
Rund drei Stunden stellen ein perfektes Zeitfenster dar, um Sisimiut zu erkunden. Vom Jachthafen ging ich bergauf und betrat das Sisimiut-Museum mit einigen sehr alten Holzhäusern, darunter die Residenz des Kolonialverwalters von 1846 und ein alter Einkaufsladen von 1825. Der Zugang zum Museum (links von der Hauptstraße) erfolgt durch einen aus einem Walfischkiefer bestehenden Torbogen – ein sehr beliebtes Motiv für Fotografen.
Das Sisimiut-Museum.
Besucher sollten sich keinesfalls die alte Holzkirche entgehen lassen: sie ist die älteste Grönlands. Besonders nett sind die Gesangbücher für Kinder, die in der schlicht gestalteten und mit Fischerboot-Nachbauten geschmückte Kirche ausliegen. In ihnen sind wunderschöne, biblische Szenen mit Inuits zu sehen – gleiches gilt für eine Reihe von Gemälden an der dem Altar gegenüberliegenden Seite der Kirche. Interessant dürfte auch das am Museum liegende Soden-Haus sein, den Schlüssel dafür gibt`s auf Anfrage.
Fünf Euro für eine Salatgurke …
Nach gut 30 Minuten Fußweg kommt man zu einem kleinen Einkaufszentrum, an dem es auch eine Bank-Filiale samt Geldautomaten gibt. Der Gang in einen der Supermärkte verrät, dass das Leben in Grönland alles andere als preisgünstig ist. Beispiele gefällig? Eine Salatgurke kostet umgerechnet rund fünf Euro, eine Tüte mit Weingummi eines bekannten deutschen Herstellers wird für umgerechnet etwa sieben Euro angeboten. Da kann man schon mal auf Einkäufe verzichten…
Gräber auf Vorrat
Der große Friedhof Sisimiuts wirkt beeindruckend, denn neben unzähligen weißen Holzkreuzen gibt es ebenso viele bunte Plastik-Blumen auf den Gräbern. Im Sommer wird hier stets vorsichtshalber schon einmal eine Reihe von Gräbern ausgehoben – im eisigen Winter wäre das nicht möglich. So aber sind auch Bestattungen zur kalten Jahreszeit üblich. Es lohnt sich, einmal um den Friedhof herum zu gehen, denn dahinter befindet sich ein Gehege mit Grönland-Hunden. Bei meinem Besuch machten sie allerdings einen ziemlich gelangweilten Eindruck.
Es geht weiter durch die Stadt. Zur rechten Seite sind die Post und ein großer Supermarkt zu finden. Ein besonderer Tipp: Wer zwischen beiden Gebäuden hindurch geht, erreicht einen kleinen Laden, in dem frisch erlegtes Wild und von Inuit gefangener Fisch angeboten wird. In den umliegenden, kleinen Cafés können grönländisches Gebäck und Kaffee probiert werden – zu recht zivilen Preisen. Eine Tasse Kaffee kostet umgerechnet rund zwei Euro. Man bezahlt mit dänischen Kronen.
Plattenbauten…
Aber auch das gehört zu Sisimiut: hässliche Plattenbauten, in die vor einigen Jahren Inuit-Familien zwangsangesiedelt wurden, was deren Lebensweise alles andere als entgegenkommt. Entsprechend gibt es im Ort Probleme mit Alkoholismus und eine hohe Suizid-Rate, denn die zuvor in freier Natur lebenden Jäger werden nur ungern zu Fabrik-Arbeitern umgeschult.
Ausflüge in die Tundra
Von Sisimiut aus lassen sich natürlich auch ein paar nette Ausflüge unternehmen. Man kommt von hier aus schnell in die Tundra und kann beispielsweise den Berg Nasaasaaq erklimmen. Während des Aufstiegs ergeben sich atemberaubende Ausblicke auf die Stadt und den Fjord. Einige Urlauber wandern zum verlassenen Dorf Assaqutag oder zur Teleinsel.
Wer noch nie zuvor in Grönland war, wird von Sisimiut mit seinen vielen bunten Holzhäusern auf Hügeln und felsigem Untergrund begeistert sein. Dazu kommt als Foto-Motiv das niemals weit entfernte Wasser, auch wenn sich die oberirdisch verlegten Strom- und Wasserleitungen als etwas störend erweisen. Aber: Dieses Sisimiut hat etwas. Wer hier ankommt, der weiß, dass er jetzt wirklich in Grönland ist. Bei meinem Besuch waren überraschend viele Autos in Sisimiut unterwegs, aber nur wenige einheimische Menschen. Ich fragte mich, ob es bei den Inuit wohl so etwas wie einen Flurfunk gibt, der allen Einwohnern mitteilt, dass die verrückten Touristen wieder über ihre Stadt herfallen …
Extra-Tipp: Während einer Grönland-Rundreise gibt es nur wenige Möglichkeiten, ins Internet zu gehen. In Sisimiut lässt sich jedoch die Gelegenheit beim Schopfe fassen. Ein auf einem Hügel liegendes und nur über einige Treppenstufen erreichbares Café in der Nähe des Jacht-Hafens wirbt mit W-LAN-Verbindungen.
Von Dirk Kröger (Text & Fotos)
(Die Reportage von Dirk Kröger über seine Grönland-Kreuzfahrt mit der „Hamburg“ lesen Sie in WELCOME ABOARD 2018)