Januar 18, 2018

Die 18-Stunden-Kreuzfahrt

Januar 18, 2018

„Wir bieten diese Ein-Tages-Kreuzfahrten seit 2017 an und sehen sie vor allem als Werbung, um potenzielle neue Kunde zu gewinnen“, erklärt Kreuzfahrtleiter Sammy El-Gindi an Bord der „Anesha“. Die Reise mit Dinner-Show unter dem Motto „Viva Las Vegas“ ist also zum Hineinschnuppern gedacht. Und, das sei einfach einmal vorab verraten, sie war genau das Richtige für unsere Freunde. Wahrscheinlich sind sie auf den Geschmack gekommen, aller Voraussicht nach werden sie nicht zum letzten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff zu Gast gewesen sein.

 

Die Anreise nach Köln gestaltet sich unproblematisch, der Weg vom Bahnhof zur Anlegestelle nahe der Bastei wird fußläufig zurück gelegt – angesichts der einen einzigen Übernachtung an Bord ist das Gepäck nicht zu umfangreich. Und dann werden wir auch schon aufs Freundlichste von Sammy El-Gindi begrüßt und von einem weiblichen Besatzungsmitglied zur schönen Kabine geleitet, wo unter anderem eine Flasche Sekt und Pralinen bereit stehen. Das fängt ja gut an! Und auch das Einschiffungs-Büffet mit köstlichen Kuchen- und Torten-Spezialitäten sowie Schnittchen findet allergrößten Anklang, die Stimmung ist entsprechend bestens.

 

Natürlich müssen die Reisenden auch bei dieser kurzen Kreuzfahrt die Sicherheitshinweise über sich ergehen lassen und lernen, wie eine Schwimmweste angelegt wird. Dann aber gibt‘s auch schon einen Vorgeschmack auf das Abendprogramm, als der Belgier Steven Timmermann  mit seinem Partner als Dean Martin und Frank Sinatra auftritt. Der Applaus ist auch in diesem Fall des Künstlers Brot.

 

 

Das Publikum aber will mehr als Brot und Spiele. Und bekommt das auch. Ein Sechs-Gänge-Menü mit allerlei Köstlichkeiten – gern wie beim Hauptgang („Surf and Turf“, was Steak und Garnelen bedeutet) getreu dem Motto an Bord auf Las Vegas abgestimmt – sorgt schon jetzt für Zufriedenheit. Und dann ist der smarte Steven Timmermann, Geschäftsführer und Creative Director von SevenSeas Productions, gemeinsam mit seinen Mitstreitern wieder am Zug.

 

 

Als Elvis begeistert er das Publikum, nimmt es sogar richtiggehend mit auf die Reise nach Nevada. Waren Abba dort eigentlich auch im Einsatz? Unwichtig – das schwedische Erfolgs-Quartett erlebt auf jeden Fall an Bord der „Anesha“ seine Wiederauferstehung. Und die Blues Brothers bilden den krönenden Abschluss, wobei die Einlagen eines Las-Vegas-Magiers ebenso für gute Stimmung sorgten wie der Einsatz von 100 Dollar Spielgeld am Roulette-Tisch. Wer noch nicht müde ist, kann sich anschließend von einem Discjockey auf die Tanzfläche locken lassen – und natürlich den Mitternachts-Snack genießen. 

 

 

Ein wunderschöner Abend war das, an dem die Silhouette der Stadt Köln mit dem beleuchteten Dom fast nur eine Nebenrolle spielte. Irgendwann aber geht‘s dann doch in die bereits aufgeschlagenen Betten, der riesengroße Flachbild-Fernseher wird kaum eines Blickes gewürdigt, die ebenerdige Dusche sowie die bereit gestellten Pflegeartikel dagegen sorgen am nächsten Morgen dafür, dass die Körperpflegte richtig Spaß macht. Und für das umfangreiche Frühstücks-Büffet gilt das erst recht. Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen, denn nach gerade einmal 18 Stunden ist unsere Kreuzfahrt beendet. Bezahlt haben wir dafür übrigens 129 Euro pro Person, was von allen Beteiligten auch im Nachhinein als Schnäppchen angesehen wird.

 

 

Kann Phoenix damit denn überhaupt Gewinn machen? „Eine schwarze Null reicht uns“, erklärt Sammy El-Ginde, „wenn wir gar nichts machen würden, müssten die Liegegebühren ja auch bezahlt werden.“ Ein spezielles Publikum übrigens hat der seit zwei Jahren als Kreuzfahrtleiter tätige Deutsch-Ägypter bei den Schnupper-Fahrten auf dem Rhein nicht ausgemacht. „Das ist alles dabei, Herrenclubs, Damenclubs, Betriebsfeiern“, sagt er. Dieses Mal aber hat El-Gindi selbst Neues erfahren, denn eine ganze Hochzeitsgesellschaft verkürzte sich den Weg nach Las Vegas und feierte auf dem Rhein. Dazu gehörten auch einige Kinder – und die wissen nun auch, wie in Nevada gefeiert wird, denn Steven Timmerman bezog sie perfekt in seine Shows mit ein, um ihnen abschließend noch eines zu verraten: „Was in Las Vegas passiert, bleibt in Las Vegas.“ Wir können dem nicht zustimmen, denn nur zu gern wird daheim davon erzählt, was in diesem Las Vegas auf dem Rhein so alles passiert. „Werbung“ sollte diese Fahrt also sein. Auftrag geglückt, mag man da nur sagen.

Im März und Dezember 2018 gibt es noch insgesamt zwölf eintägige Eventreisen mit der „Anesha“. Zu zahlen sind für die Schiffsreise mit Willkommenscocktail, Nachmittags-Kaffee mit Gebäck, Galadinner mit mehrgängigem Menü, dem abendlichen Show-Programm, Mitternachtssnack, Frühstücks-Buffet und Phoenix-Rucksack ab 129 Euro pro Person in einer Zwei-Bett-Außenkabine.

Infos: www.phoenixreisen.com

 

Text und Fotos: Dirk Kröger

 

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