Nachmittags nimmt das Phoenix-Schiff dann seine Gäste auf. Gefühlte tausend, kleine, rote Weihnachtssterne, Christbaumkugeln und ein erleuchteter Tannenbaum zieren das Innenleben der „Alina“. Am frühen Abend erreichen wir Bonn. Doch nach einem siebengängigen Abendessen können die Gerüche von Würstchen, Popcorn und gebrannten Mandeln keine Gelüste mehr wecken. Ein steinerner Beethoven blickt stumm auf das vorweihnachtliche Treiben in der Bonner Altstadt. Glühwein, Eierpunsch, heißer Aperol-Spritz – ein, zwei Absacker gönnen sich die Flusskreuzfahrer guten Gewissens. Denn bis zum Anleger sind es nur ein paar Gehminuten, und fahren muss heute schließlich nur noch der Kapitän.
Drosselgasse im Weihnachtsfieber
Sanftes Vogelgezwitscher aus den Lautsprecherboxen weckt uns am Sonntagmorgen. Da haben wir bereits in Rüdesheim angelegt. Um elf Uhr öffnet hier der „Weihnachtsmarkt der Nationen“ – über 125 Stände aus 16 Ländern. Rund drei Millionen Besucher pilgern jedes Jahr in die Kleinstadt am Rhein, kaufen Kuckucksuhren, Häkeldeckchen und Rüdesheimer Kaffee. Selbst heute, am zweiten Adventssonntag, schieben sich die Menschen die schmale Drosselgasse empor. Vorbei an buntem Fachwerk, weihnachtlich geschmückten Weinlokalen und vollgepfropften Souveniershops.
Eine Gruppe nicht ganz junger Ladies aus England, jede hat eine winzige Zipfelmütze keck ins Silberhaar gesteckt, peilt zielgerichtet die nächste Glühweinbude an. Gerade rechtzeitig. Denn inzwischen ist eine mexikanische Reisegruppe von einem Viking-Schiff eingetroffen. Klar, die Mexikaner wollen natürlich auch alle einen „german hot wine punch“ probieren. Gespannt beobachten wir, wer das Rennen macht. Es sind die old english Ladies! Merry Christmas ertönt. Skandinavier neben uns brechen in Begeisterungsrufe aus. Sie haben das finnische Weihnachtsdorf entdeckt, wo es Elchfleisch und echte Norwegerpullis gibt. Rüdesheim steckt voller Überraschungen. Auf diesem Weihnachtsmarkt ließen sich ohne Ende internationale Beziehungen knüpfen, aber unsere „Alina“ will weiter.
Die „Alina“ weihnachtlich geschmückt.
Glühwein auf dem Oberdeck
Nach einem kurzen Mittagsschläfchen trifft sich der Großteil der Flusskreuzfahrer auf dem Oberdeck. „ Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein. Der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.“ Während die wohlbekannten Verse von Heinrich Heine aus den Lautsprechern tönen, nähern wir uns dem Loreley-Felsen, und erhaschen tatsächlich noch einen romantischen Sonnenuntergang. Heißer Glühwein wird ausgeschenkt, gut gegen die Kälte. Die Ortschaften am Rheinufer knipsen die Lichter an. Bald erreichen wir Koblenz. Die malerische Altstadt ist mit kleinen Holzhäuschen übersät. Letzte Chance für den Weihnachtseinkauf während dieser Adventskreuzfahrt. Die meisten Mitfahrer haben sich inzwischen aber schon reichlich mit Geschenken und Kunsthandwerk eingedeckt und genießen den Abschiedsabend an Bord ganz entspannt. Aufs Weihnachtsfest sind sie nun bestens eingestimmt.
Susanne Müller
Info: Adventskreuzfahrten auf deutschen Flüssen sind der Hit in der Vorweihnachtszeit. Kein Shoppingstress, keine Parkplatzsuche, einfach nur relaxen. Tiefenentspannt fahren Gäste mit der „Alina“ auf dem Rhein von einem Weihnachtsmarkt zum anderen. Die zweitägigen Adventsreisen werden ab 149 € angeboten. www.phoenixreisen.com
Impressionen von der „Alina“. Fotos: Susanne Müller