Was einem auf der Fähre erwartet:
Die Kabine auf der „Finntrader“ ist geräumig, sauber und zweckmäßig. Das Bad, die Dusche sind sogar größer als auf manchem Kreuzfahrtschiff. Die „Finntrader“ wurde 1995 gebaut und fuhr jahrelang auf der Strecke zwischen Travemünde und Helsinki. Seit 2007 wird sie auf der weitaus kürzeren Route Travemünde – Malmö eingesetzt und bekam dafür sogar ein Facelifting. Der frühere Mix aus Messing und dunkelrotem Plüsch ist einem moderneren Look gewichen. Skandinavisches Design und Edelstahl dominieren nun die öffentlichen Bereiche.
Kabine auf der „Finntrader“.
Rezeption auf der „FInntrader“.
Wohlfühlen wird leicht gemacht. Eine geräumige Sauna, den Whirlpool, Liegestühle unter Palmen hätten wir jetzt ganz für uns alleine und sogar im Reisepreis inbegriffen. Doch statt nach Wellness trachtet es uns eher nach einem späten Abendessen. Das Büfett kostet 15 Euro und bietet dafür Berge von geräuchertem Lachs und Salaten, Gemüse, Pasta, Fisch und Fleisch, Suppe und Nachtisch und sogar Softdrinks.
Wellnessbereich auf der „Finntrader“.
Kinderbereich auf der „Finntrader“.
Aufstehen um sechs Uhr in der Früh
Gedämpftes Licht, leise Unterhaltungen und das leichte Vibrieren der Motoren beim Abendessen lassen den Alltag vergessen, während die holsteinische Küste immer weiter zurückbleibt. Während jetzt zum Ende des Sommers fast nur Trucker mit dem Schiff unterwegs sind, ändert sich das Publikum in den Ferien. Dann fahren viele Familien mit Wohnwagen oder Caravans nach Malmö, um von dort aus das Land von Pippi Langstrumpf zu erkunden. Großes Nachtleben ist auf der „Finntrader“ nicht angesagt. Immerhin sorgt am nächsten Morgen schon um sechs Uhr ein durchdringender Weckruf für ein frühes Aufstehen. Das Frühstücksbuffet ist wieder reichhaltig und gut. Um sieben Uhr legt die Fähre in Schwedens drittgrößter Stadt an, und alle müssen schnell von Bord.
Ein Sommertag in Malmö
Wir Fußgänger ohne Auto werden mit einem kostenlosen Shuttle vom Schiff zum Bahnhof gebracht. Dort lässt sich das Gepäck im Schließfach verstauen, und dann liegt ein ganzer Tag in Malmö vor uns. So früh am Morgen muss die Stadt allerdings selbst erst mal wach werden. Noch haben alle Geschäfte geschlossen, aber dafür stellen die Cafés ihre Tische und Stühle nach draußen. Und Cafés gibt es wirklich in Hülle und Fülle, mit sämtlichen Kaffeekreationen, die sich denken lassen, und dazu natürlich noch süßes Gebäck. Besonders beliebt sind die Zimtschnecken.
Der Bahnhof von Malmö.
Besuch im Schloss Malmöhus
Zu Fuß sind es nur ein paar Gehminuten vom Bahnhof zum Schloss Malmöhus, dem ältesten erhaltenen Renaissanceschloss Nordeuropas. Die Ausstellungen erzählen von Geschichte, Technik, Seefahrt und Natur.
Schloss Malmöhus.
Weiter geht es dann durch den wunderschönen Park Kungsparken an der Oper vorbei zum Marktplatz Möllevangstorget. In Malmö sind 174 Nationen zu Hause. „Das kannst du dort am besten spüren“, hatte mir die junge Schwedin in der Touristeninfo mit auf den Weg gegeben. Tatsächlich: Rund um den Marktplatz, auf dem Berge von frischen Früchten und Gemüse unter bunten Schirmen zum Verkauf ausliegen, herrscht Multi-Kulti-Atmosphäre, reihen sich Restaurants mit Küchen aus aller Welt aneinander. Der Mittagstisch ist preiswert. Ein kleines Bier zum Essen kostet allerdings fast so viel wie das Gericht selbst.
Der Marktplatz in Malmö.
Bootsfahrt durch die Kanäle
Interessante Details und nette Anekdoten aus Malmös Geschichte erfährt man bei einer Bootsfahrt über die Kanäle der Stadt. Wir tuckern im gemächlichen Tempo an dem Schiff „Bore“ vorbei. Es wurde 1894 gebaut, gilt als einer der ersten Dampfeisbrecher überhaupt und ist heute gar der älteste der Welt.
Der Dampfeisbrecher „Bore“.
Mit Venedig kann man Malmö zwar nicht direkt vergleichen, aber immerhin: Nach kurzweiligen 50 Minuten sind wir tatsächlich unter 22 Brücken hindurch gefahren. Der Bootsausflug startet direkt gegenüber dem Bahnhof und kostet rund 15 Euro.
Gemütlich und interessant: eine Kanalfahrt durch Malmö.
Ein Drink am romantischen Lilla Torg
Es ist Nachmittag, die Sonne scheint, und die Malmöer feiern den ausklingenden Sommer draußen in den Bistros. Besonders nett lässt sich ein Drink am romantischen Lilla Torg genießen. Der kopfsteingepflasterte Marktplatz von 1590 ist umringt von kleinen Ladenlokalen, Bars und Restaurants. Ein wenig Zeit bleibt noch und da man auf der Fähre – anders als im Flugzeug – keine Gewichtsbeschränkung für das Gepäck erwägen muss, steht einem ausgiebigen Shoppingbummel jetzt wirklich gar nichts mehr im Weg. Kultur und Kulinarik sind abgehakt, also nichts wie los in die Geschäfte. Trendige Modeboutiquen, aber auch Geschäfte mit schönem, skandinavischem Design laden ein, bis uns das Taxi zurück zum Fähranleger bringt.
Die Altstadt von Malmö.
Mit der „Nordlink“ zurück nach Travemünde
Diesmal ist es die „Nordlink“, die uns am Abend zurück nach Deutschland bringt. Sie gehört zur Star-Klasse von Finnlines und zählt damit zu den größten und modernsten Schiffen der Flotte. Ebenso wie die „Finnlady“, die „Finnmaid“ und die „Finnstar“ wurde sie 2011 im Innenbereich neu gestaltet und bietet noch mehr Raum für die Passagiere als die „Finntrader“. Vorbei an dem 190 Meter hohen „Turning Torso“, dem modernen Wahrzeichen von Malmö, verlassen wir die Stadt um 22 Uhr und lassen uns noch ein wenig die Seeluft um die Nasen wehen. 141 Seemeilen und neun Stunden an Bord liegen vor uns, bis wir am frühen Morgen wieder in Travemünde sind. Schweden auf die Schnelle – genau das Richtige für einen preiswerten Tapetenwechsel.
Text & Fotos: Susanne Müller
Ausfahrt aus Malmö.
Infos zur Schwedenreise mit Finnlines
Wer seinen Schwedentrip noch etwas mehr ausdehnen möchte, kann ein Arrangement mit zwei Tagesfahrten mit der Fähre sowie zwei Hotel-Übernachtungen mit Frühstück in Malmö ab 199 Euro buchen (Voigt Seereisen-Agentur, Tel. 0381-67076122, www.seereisen-agentur.de). Urlauber, die ihr Auto nach Malmö mitnehmen möchten, zahlen dafür zwischen 47 und 132 Euro, je nach Saison und Abfahrt. Die einfache Passage für eine Tagesfahrt von Travemünde nach Malmö kostet für einen Erwachsenen ab 32 Euro. Auf der Webseite von Finnlines werden auch Überfahrten zu zeitlich begrenzten Sparpreisen angeboten. Infos: www.finnlines.com
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