„All’italiana! Wie ich einmal aus Versehen italienische Staatsbürgerin wurde“ von Petra Reski ist eine Mischung aus autobiografischem Bericht, sozialkritischer Analyse und journalistischer Erzählkunst. Die deutsche Autorin und Journalistin, die seit mehr als 30 Jahren in Italien lebt, erzählt darin auf humorvolle und gleichzeitig nachdenkliche Weise von ihren Erfahrungen mit der italienischen Bürokratie, Politik und auch der Mafia.
Der zentrale Erzählstrang dreht sich um Reskis Versuch, die italienische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Diesen bürokratischen Hürdenlauf beschreibt sie mit viel Witz und Ironie. Es zeigt die kafkaesken Tücken des italienischen Verwaltungssystems, die Reski als eine Mischung aus Willkür und absurder Komplexität schildert. Ihre Erzählungen über die endlosen Gänge zu verschiedenen Ämtern und das Fehlen klarer Anweisungen sind nicht nur amüsant, sondern spiegeln auch die Erfahrungen vieler Italienerinnen und Italiener wider, die sich mit der Ineffizienz und Starrheit der staatlichen Institutionen auseinandersetzen müssen.
Selbstironie und die Liebe zum Land
Was diese Episoden so gelungen macht, ist, dass Reski ihre eigene Verzweiflung und Frustration mit einem gesunden Maß an Selbstironie und Respekt für die italienische Kultur kombiniert. Italien wird von innen heraus geschildert. Man spürt in jedem Satz, wie sehr die Autorin das Land liebt und deshalb auch nicht unter ihm, sondern mit ihm leidet. Aber es ist auch ein sehr politisches Buch, das die Klüngeleien und Machtgefüge der italienischen Politik sowie die langen Arme der Mafia sehr genau beleuchtet und ihre Auswirkungen ungeschönt darstellt. Reski schildert, wie tief die Mafia in den italienischen Alltag verwoben ist und wie sie sich trotz aller Bemühungen gegen ihre Strukturen hartnäckig hält.
Erzählerische Leichtigkeit
Dabei macht sie auf die erschreckenden Verbindungen zwischen Mafia und Politik aufmerksam. Sie beschreibt, wie politische Korruption und mafiöse Strukturen sich in vielen Bereichen der italienischen Gesellschaft gegenseitig stützen. Verflechtungen, die bis in die höchsten Ebenen des Staates reichen. Reski schafft es, diese komplexen Themen mit einer erzählerischen Leichtigkeit zu behandeln, die es auch Lesern ohne Vorkenntnisse erlaubt, einen Zugang zu finden.
Ernste Themen und Anekdoten
Was dieses Buch besonders lesenswert macht, ist die Balance zwischen ernsten Themen und humorvollen, alltäglichen Anekdoten. Reski beschreibt mit viel Liebe zum Detail die Eigenheiten der Italiener, ihre Leidenschaft, ihre Widersprüche, ihre Art zu leben. All’italiana! ist unterhaltsam und zugleich nachdenklich stimmend. Ein profundes und intimes Buch – wie es nur jemand schreiben kann, der in und mit Italien lebt. Persönliche Erfahrungen und Beobachtungen, kombiniert mit tiefer Kenntnis der italienischen Kultur und Gesellschaft machen das Buch zu einer lohnenden Lektüre für alle, die sich für Italien interessieren und mehr über die inneren Strukturen des Landes erfahren möchten.
Ingo Thiel
All´italiana!
Petra Reski
Droemer Knaur Verlag
Gebunden, mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 23 Euro
ISBN: 978-3426447680
https://www.droemer-knaur.de/buch/petra-reski-all-italiana-9783426447680