Rund drei Monate dauert jeder Einsatz als Kapitän, dann geht es für zwei bis drei Monate nach Danzig, in Borowkas Heimatstadt. „Aber nach zwei Wochen vermisse ich die See schon wieder, obwohl ich vorher meine Familie vermisst habe“, gibt er einen Einblick in sein Seelenleben.
Für die Passagiere der Star Clipper ist Borowka ein Glücksfall, denn er erweist sich als Kapitän zum Anfassen. Immer wieder schlendert er über das Deck, schaut hier und da nach dem Rechten und steht zugleich seinen Gästen Rede und Antwort – wenn irgendwo eine maritime Frage auftaucht, dann hat Borowka auch eine Antwort darauf. Und wer nett fragt, der darf während der Fahrt nach Norden entlang der Küste von Costa Rica bei einer Geschwindigkeit zwischen 3,5 und 6 Knoten auch einmal das in klassischem Holz gehaltene Ruder halten. Dagegen muss gar nicht erst gefragt werden, wenn es um andere ansonsten nur bestaunte Arbeiten geht: Zum Segelhissen „verpflichtet“ der Kapitän kurzerhand alle in der Nähe stehenden Frauen. Und weil die es nicht allein schaffen, bekommen sie Unterstützung durch den ganz in weiß gekleideten ersten Mann an Bord.
Eine Frage muss Borowka immer und immer wieder beantworten: Ob er denn auch Trauungen vornehmen darf. Und der Pole erklärt sein Recht als Kapitän mit einem Augenzwinkern: „Ich kann zu Beginn einer Kreuzfahrt eine Trauung vornehmen, aber nur unter einer Bedingung: Dass ich am Ende einer Reise auch die Scheidung vornehmen kann!“. Ganz klar: Bei einem derartigen Kapitän wird die Reise auch abgesehen von allen anderen Umständen ein Vergnügen . . .
Dirk Kröger