Januar 15, 2019

Die Färöer-Inseln: ein Ferienziel für Entdecker  

Januar 15, 2019

Es gibt genau eine Fährverbindung – vom dänischen Hirtshals aus kann einmal wöchentlich mit der „Norröna“ der Reederei Smyril Line die Heimat der rund 50.000 Einwohner angesteuert werden. Und natürlich machen Kreuzfahrtschiffe auf ihrem Weg nach Island immer häufiger Halt an den Schafsinseln.  Die Anreise sowie der Stopp auf den Färöern lohnen sich.  Mancher Kreuzfahrt-Passagier würde gern länger bleiben als einen Tag – es gibt enorm viel zu sehen.

 

Wikinger-Kultur

Grüne Felsen, spektakuläre Klippen, einsame Wanderwege, eine einzigartige Fauna und viel Wikinger-Kultur lassen den Aufenthalt zum Erlebnis werden. Die Färinger sind nicht nur stolz auf ihre Kultur und Sprache, die nur wenig Ähnlichkeit mit dem Dänischen hat und aus dem Alt-Norwegischen entstanden ist, sie sind auch ein weltoffenes Volk, das Besucher gern willkommen heißt. Und wer mit den Insel-Einwohnern spricht, der wird auch schnell auf das Thema Fußball kommen, denn die kleine Nation sorgte im Sport für gar manche Überraschung – vor allem Österreicher erinnern sich nur ungern daran. Ein Färinger hat inzwischen auch in Deutschland Fuß gefasst: Joan Simun Edmundsson spielt beim Zweitligisten Arminia Bielefeld.

Blick auf die Färöer-Inseln.

Unterwegs mit dem eigenen Auto

Wer mit dem eigenen Auto die Färöer erkunden möchte, der wird keine Probleme haben, denn alle Inseln sind durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden, das Straßennetz ist hervorragend. Und wer auf den öffentlichen Personennahverkehr setzt, wird auch nicht enttäuscht werden, denn mit Bussen und Fähren ist auch praktisch jedes Ziel zu erreichen – eine TravelCard (700 dänische Kronen für sieben Tage unbegrenztes Reisen) macht diese Art des Transports auch noch erschwinglich.

Häuser mit Grasdächern in Torshavn.

Die Rundreise beginnt zumeist in der Insel-Hauptstadt Tórshavn, in der vor allem die engen Gassen und grasgedeckten Häuser mit ihren weißen Sprossenfenstern und bunten Fassaden in der Altstadt als Fotomotive genutzt werden. Im Hafenbezirk Vágsbotn gibt es große Speicherhäuser, gemütliche kleine Cafés, moderne Restaurants und muntere Bars. Wo alte Holzschiffe liegen, gibt es Boutiquen mit Waren in färöischem Design – vor allem Strickkleidung. Und natürlich stehen am Kai Stahltröge, aus denen heraus frisch gefangener Fisch verkauft wird. Vorbei am Rathaus und Parlament geht es in die Fußgängerzone mit ihren Geschäften, Cafés und Banken, und weiter zum Stadtpark, in dem auch das färöische Kunstmuseum zu finden ist.

Der kleine Hafen von Torshavn.

Natur genießen

Aber wer will sich denn auf diesen bemerkenswert grünen Inseln lange in der Stadt aufhalten? Das sind wohl nur die wenigsten Besucher, denn eigentlich sind die gekommen, um Natur zu genießen. Und das kann überall auf den 18 Inseln getan werden. Es sind nur ein paar Minuten, dann ist Tórshavn schon vergessen. Zu sehr lockt das Farbenspiel von Meer, Bergen und Sonne.

 

Die Ausflugsmöglichkeiten sind zahlreich und in drei, vier Tagen gar nicht zu bewältigen. Vielleicht ist das romantische Gjógv einen Abstecher wert? Das Örtchen liegt am äußersten Nord-Ost-Zipfel der Insel Eysturoy, das zweitgrößte Eiland der Färöer. Erreicht wird es über eine Brücke, die die Inseln Streymoy und Eysturoy miteinander verbindet. Vorbei geht es an den imposanten Gipfeln des Slættaratindur (882 Meter Höhe) und des Gráfelli (857 Meter). In Gjógv dienen die vielen kleinen bunten Häuser, die rund um den natürlichen Hafen stehen, als Fotomotive. Der Hafen selbst liegt geschützt in einer Felsenschlucht, die dem gerade einmal 50 Einwohner zählenden Ort ihren Namen gab. Und nach einem entspannten Spaziergang lockt auch ein Gästehaus mit heißen Getränken und hausgemachtem Gebäck. Übrigens: In Gjógv gibt es auch einen Campingplatz. Wer mag, der darf hier sein Zelt aufschlagen, muss sich aber nicht wundern, wenn er am Morgen von blökenden Schafen geweckt wird, denn auf den Färöern leben mehr vierbeinige Wollproduzenten als Zweibeiner.

Schafe gibt es auf den Färöer-Inseln überall.

Ausflug mit Geschichte

Wie wäre es mit etwas Geschichte? Eine Fahrt oder die zweiständige Wanderung ins historische Kirkjuböur bietet sich da an. Im Südwesten von Streymoy gelegen bietet die kleine Siedlung atemberaubende Blicke auf die Inseln Hestur und Koltur. Einen Besuch wert ist auch die mittelalterliche, immer noch benutzte St.-Olafs-Kirche. Eines der ältesten fortwährend bewohnten und für Besucher geöffneten Blockhäuser und die Ruine der St. Magnus-Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert runden diesen Ausflug ab.

 

Paradies für Vogelbeobachter

Tierfreunde und vor allem Vogelbeobachter haben auf den Färöern nahezu zwölf Monate lang Hochkonjunktur. Die weltweit größte Sturmschwalbenkolonie ist im Sommer auf der Insel Nólsoy zu beobachten. Die fantastischen Vogelkliffe bei Vestmanna bieten tausenden von Seevögeln, unter ihnen Papageientaucher, Trottellummen und Eissturmvögel, eine Heimat – am besten zu beobachten sind die gefiederten Freunde vom Boot aus, das den Blick auf die senkrechte, fast 700 Meter hohe Felswand ermöglicht. Ein Vogelparadies gibt es zudem auf Mykines, wo auch der König der färöischen Inseln, der Basstölpel, heimisch ist. Noch dichter an die Vogelkliffen gelangt der Beobachter in Söltuvik nahe des Dorfes Sandur. Aber eigentlich müssen gar nicht all diese speziellen Orte angesteuert werden, denn auf Wanderungen über die Berge und durch die Täler gibt es ohnehin Natur pur. Und das auch noch kostenlos.

Wohnort vieler Vögel: die steilen Felswände auf den Färöer-Inseln.

Wanderung nach Saksun

Das malerische, von hohen Bergen umgebende Saksun lässt sich bestens erwandern. Ein kleiner Fjord weitet sich zu Füßen des Dorfs zu einer kleinen Bucht. Die Wanderung bei Ebbe vom Dorf hinaus zum Meeresstrand bietet wunderschöne Aussichten – allerdings muss acht auf die Gezeiten genommen werden. Eine überwältigende Aussicht gibt es vom höchsten Berg der Färöer, dem   Slættaratindur, von dessen Spitze aus sämtliche Inseln zu sehen sind. Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, ist es Tradition, den Berg zu besteigen und zu erleben, wie die Sonne unter- und sofort wieder aufgeht. Wem das alles noch nicht reicht: Eine unvergessliche Wanderung geht zum Ende des Sees Sorvágsvatn, wo der Wasserfall Böadalafossur sich über etwa 35 Meter hinunter in den offenen Atlantik genießt.

 

Wer viel an der frischen Luft unterwegs ist, der bekommt Hunger. Und der kann auf den Färöer-Inseln in allerbester Form gestillt werden. Natürlich gibt es nahezu überall Fleisch vom Schaf, dazu Dorschfilet, Seeteufel und Zuchtlachs. All das sind Spezialitäten der Inseln im Atlantik, auf denen natürlich auch Schalentiere und Kaiserhummer zum Verzehr angeboten werden. Und: Auf den Färöer-Inseln gibt es gleich zwei Brauereien – Bierfreunde dürfen sich also auf den Genuss einer regionalen Spezialität freuen.

Gut zu wissen

Das Wetter auf den Färöern ist maritim, feucht und äußerst wechselhaft. Das bedeutet, dass am selben Tag strahlender Sonnenschein und dichtester Nebel aufeinander folgen können und dass das Wetter an verschiedenen Orten auf dem Archipel völlig unterschiedlich sein kann. Bedingt durch die Lage am Golfstrom herrschen auf den Färöern vergleichsweise milde Temperaturen. Die Durchschnittstemperatur im Sommer beträgt 11, im Winter 3 Grad.  Die Luft ist meist klar, und es herrscht oft ein frischer Wind (meist aus Südwest). Auf Sturm und Regen muss man eingestellt sein, doch es gibt selten gänzlich verregnete Tage.

Die Färinger bilden – wie auch die Grönländer – eine „gleichberechtigte Nation“ innerhalb Dänemarks. Ihre Inseln genießen bereits seit 1948 eine weitgehende Autonomie und haben eines der ältesten Parlamente der Welt. Das entsendet regelmäßig zwei Abgeordnete ins dänische Folketing.  Die Färöer sind anders als das Kernland Dänemarks nicht Teil der Europäischen Union, EU-Bürger genießen hier aber weitgehend die gleichen Rechte wie innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes. Allerdings gibt es hier die in der EU inzwischen abgeschafften Roaming-Gebühren, so dass Handy-Telefonate teuer werden können. Landeswährung ist die dänische Krone.

                                        Dirk Kröger: Text & Fotos

 

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