In der hippen Schusters Strandbar am Teepott, letzter ist seit 1965 ein Wahrzeichen des Seebades, räkeln sich die Gäste in weißen „Strandbetten“, hören chillige Musik und nippen an Cocktails, von denen es hier eine Riesen-Auswahl gibt.
Essen im Kapitänshaus
Ein Geheimtipp für Leute, die es etwas uriger mögen, ist die 140 Jahre alte „Seekiste zur Krim“. Das älteste Gasthaus der Stadt liegt etwas unscheinbar am Alten Strom. Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Kapitän eröffnet, befindet es sich seit fünf Generationen im Familienbesitz und wurde bislang immer von Kapitänen geführt. Erste Ausnahme ist der heutige Küchenchef Alexander Kadner. Der Kapitänssohn fuhr zwar auch zur See, hielt aber nur in der Kombüse das Ruder in der Hand. Nach mehreren Stationen, u.a. bei der Reederei Deilmann und im berühmten Berliner Adlon, serviert Kadner heute fangfrischen Ostseefisch in seiner „Seekiste“ (www.seekiste-zur-krim.de).
Ebenfalls ganz frisch und direkt auf die Hand gibt es die leckeren Fischbrötchen vom Kutter an der Promenade. Allerdings muss man höllisch aufpassen, nicht Opfer eines Mundraubs zu werden. So schnell wie die rotzfrechen Möwen einem hier das Mittagessen aus der Hand klauen, kann man nicht mal piep sagen. Stadtführerin Cornelia Barnet gibt Verhaltensmaßregeln: „Das Geld vorher abzählen, auf die Theke legen, Fischbrötchen nehmen, nah am Körper halten und so schnell essen, wie es geht.“ Den Verdauungsspaziergang legen Fischbrötchenesser am besten auf der mondänen Standpromenade ein – zu DDR-Zeiten noch etwas respektlos „Salamander-Teststrecke“ genannt. Vom Leuchtturm aus führt die Flaniermeile gut zwei Kilometer weit an eleganten Strandvillen und Sanddünen vorbei bis zum Küstenwald und entpuppt sich dabei als Planetenwanderweg. Die Sternwarte Rostock hat astronomische Schautafeln aufgestellt, die über alle Planeten des Sonnensystems informieren.
Zu Besuch bei Edvard Munch
Dass Warnemünde noch weit mehr zu bieten hat, als den breitesten Sandstrand der deutschen Ostseeküste (150 Meter!) erfahren wir bei der höchst interessanten Stadtführung von Cornelia Barnet, die auch in die stilleren Gassen und versteckten Winkel der beliebten Kreuzfahrtmetropole führt. Wer hätte gedacht, dass der norwegische Maler Edvard Munch hier einst in einem kleinen Fischerhaus lebte und malte. Seine generell ja eher düsteren Bilder sollen in dieser Zeit sogar etwas freundlicher gewesen sein. 1908 reiste Munch allerdings fluchtartig aus Warnemünde ab, nachdem es ihm dort plötzlich furchtbar bürgerlich erschien. Heute können Besucher sein romantisches Fischerhaus besichtigen, Originale sind allerdings nicht ausgestellt. (www.edvard-munch-haus.de).
Nicht weit vom Munch-Haus entfernt, lässt sich eine ganz andere Art von Kunst entdecken: bunt, fröhlich, modern begrüßt die Skulptur „Felix“ am südlichen Ende des „Alten Strom“. Geschaffen wurde sie in der Warnemünder Neptun-Werft und zwar vom Rostocker Felix Büttner, dem Erfinder des AIDA-Kussmundes.
Mit Seehunden schwimmen
Wer mit Kindern nach Warnemünde reist, sollte unbedingt die Seehund-Forschungsanlage im Yachthafen Hohe Düne an der Ostmole der Warnow besuchen. Ein ehemaliges Flussfahrgastschiff wurde hier entkernt und mit Büros, Werkstätten und Laboren ausgestattet. Vom Sonnendeck des Institutsschiffs sehen Besucher den Forschern und Robben bei der Arbeit zu. Wer möchte, kann sogar selbst mit den Seehunden schwimmen und tauchen. Die Biologen und Veterinäre untersuchen vor allem die Sinnessysteme und Orientierung der Seehunde im Wasser, um dadurch Erkenntnisse für technische Anwendungen zu finden – etwa ein Tsunami-Frühwarnsystem (www.msc-mv.de).
Sport-Fans können sich im Ostseebad nach Herzenslust austoben. Für Schwimmer, Taucher, Beachvolleyballer, Surfer, Segler, Wasserskifahrer, Kyter oder Besitzer von Flugdrachen herrschen beste Bedingungen. Oder man sucht sich ein stilles Plätzchen am weißen Ostseestrand. Genießt die salzige Luft, das Rauschen der Wellen, die Sonne auf der Haut. Man streift durch die Dünen, hört die Schreie der Möwen. Wer Glück hat, findet einen der seltenen Hühnergötter im Sand. So nennen die Einheimischen die runden Steine mit einem Loch in der Mitte. Ein Haus in Warnemünde hat gleich eine ganze Batterie Hühnergötter neben der Haustür deponiert – der Legende nach schützen sie gegen böse Geister. Mit dem selbst entdeckten Talisman als Souvenir in der Tasche kann einem das Glück eigentlich nur hold sein. Garantiert wird der Hühnergott jedoch immer an ganz besondere Ferientage in Warnemünde erinnern.
Text & Fotos:Susanne Müller
Maritimer Übernachtungstipp
Wer vor oder nach der Kreuzfahrt noch ein paar Tage in Warnemünde bleibt, findet in der Yachthafenresidenz Hohe Düne einen erstklassigen Logenplatz an der Ostsee. Vom Balkon aus schweift der Blick über einen 5-Sterne-Yachthafen bis hin zum Ein- und Auslaufen der Kreuzfahrtschiffe, die fast zum Anfassen nahe vorüberfahren. Das ganze Hotel strahlt maritimes Ambiente aus. Kinder spielen in einem Piratenschiff und so mancher Urlauber fährt nach einem entsprechenden Kurs mit dem Segel- oder Sportbootführerschein nach Hause. Der vor allem auch in der kühleren Jahreszeit beliebte Spa erstreckt sich über drei „Decks“ und 4200 qm. Das Spektrum maritimer Events reicht vom Speedsailing mit der Yacht „Illbruck“ bis zum Drachenbootbau im Team mit anschließender Regatta. Infos: www.hohe-duene.de