September 18, 2013

Maritimes Travemünde

September 18, 2013

Nicht selten unternehmen die Passagiere einen Landbummel.  Sie schauen sich Travemünde an – das Städtchen mit den zwei Leuchttürmen – und  genießen in 115 Meter Höhe unterhalb des neuen Leuchtturms stilvoll  im Maritim-Restaurant „Über den Wolken“  Kaffee und Kuchen – dazu gibt es gratis einen tollen Ostsee-Fernblick. Wer gerne länger bleiben möchte, der kann sich im Maritim Hotel verwöhnen lassen: etwa bei einem Tag im Spa mit Massagen, Bädern und Beautybehandlungen
Die Passat ist über 100 Jahre alt
Unweit des Maritim Hotels ankert seit über 50 Jahren an der Travemündung das Segelschiff „Passat“. Diese wunderschöne alte Viermaster-Stahlbark ist über 100 Jahre alt und gilt schon seit Jahrzehnten als traditionelles Wahrzeichen von Travemünde-Priwall.  Die „Passat“ gehörte früher zur Flotte der berühmten Flying-P-Liner. Für 680 000 Goldmark auf der Hamburger Werft Blohm & Voss für den Getreide- und Salpetertransport gebaut,  fuhr die „Passat“ für die Reederei Laeisz von Hamburg rund ums Kap Horn und weiter bis nach Chile. Bei günstigem Wind schaffte der flotte Segler sogar 18 Knoten und war schneller als alle Dampfschiffe!
1951 wurde die „Passat“ zu einem frachttragendem Schulschiff umgebaut und erhielt erstmals einen starken 1000-PS-Motor. Sechs Jahre später geriet das Schiff auf der Rückreise von Montevideo in einen schweren Sturm und lief  – schwer beschädigt – mit Schlagseite in den Hafen von Lissabon ein.  Da das Schwesternschiff „Pamir“ kurze Zeit zuvor untergegangen war, wurde die „Passat“ stillgelegt. Die Stadt Lübeck rettete den Viermast-Segler 1959 vor dem Abwracken. Sie  kaufte das Schiff, ließ es für 7,2 Millionen Mark restaurieren, unter Denkmalschutz stellen und gab ihm einen festen Liegeplatz an der Travemündung. Da liegt es heute noch und kann jederzeit besichtigt werden.  Schulklassen nutzen dieses Schiff als Jugendherberge – hier gibt es 35 Kajüten mit 106 Betten –  und montags und dienstags kann man hier auch den Bund fürs Leben schließen.
Leuchtturm kann besichtigt werden
Das hat Seltenheitswert: Lübeck-Travemünde hat zwei Leuchttürme. Einen alten, der über 500 Jahre alt ist, unter Denkmalschutz steht und nicht mehr in Betrieb ist und einen neuen, der sich seit 1974 auf dem Dach des Maritim Hotelhochhauses befindet, genau gegenüber des alten Leuchtturms an der Travemündung. Mit seinen 113 Metern gilt dieses Leuchtfeuer als das höchste Europas. Die Sichtweite beträgt 18 Seemeilen, d.h., es ist bis zur Höhe des übernächsten Leuchtturms Dahmeshöved an der Küste Wagriens hinter dem Ostseebad Grömitz für die Schifffahrt zu sehen. Im neuen Leuchtturm ist die Technik mit allen erforderlichen Seefunkanlagen, die von der Verkehrszentrale am Traveausgang fernbedient werden, untergebracht. Deshalb ist eine Besichtigung nicht möglich.
Aus dem alten Leuchtturm ist ein kleines Museum geworden, das zu den Öffnungszeiten besucht werden kann. Hier erfährt der Besucher alles über die Geschichte des Leuchtfeuers: 1226 wurde erstmals ein Hafenzeichen in Travemünde erwähnt. Mit einer Kämmereirechnung, datiert aus dem Jahre 1316, die den ersten deutschen Leuchtturmwärter aufführt, ist damit auch erstmals ein Leuchtfeuer an der deutschen Küste nachgewiesen worden. 1539 wurde der Leuchtturm von holländischen Maurern aus Ziegelsteinen neu erbaut, nachdem er  ein Jahre zuvor von dänischen Truppen vollständig zerstört worden war.
Das Leuchtfeuer, früher auch oft Leitfeuer genannt, wurde vermutlich zunächst als offenes Holzfeuer und viel später mit Hanföl-Lampen vor vergoldeten Hohlspiegeln betrieben. Nach einem Blitzschlag 1827 musste der obere Turm im klassizistischen Stil erneuert und mit Petroleumlampen ausgestattet werden. Ab 1903 wiesen elektrische Bogenlampen den Schiffen ihren Weg; ab 1937 verstärkte ein zylindrischer Hohlspiegel das Licht der Glühlampen. Der alte Leuchtturm ist rund 31 Meter hoch und besteht aus acht Etagen.
             

Während des Aufstiegs wird es garantiert nicht langweilig: An den Treppenwänden und auf den Treppenabsätzen sind Bilder von Leuchttürmen und Feuerschiffen sowie Seelaternen und Leuchtfeuer ausgestellt.
 Auf halber Höhe ein kleines Highlight für die Besucher: Der Lotsenausguck in Richtung Ostsee. Wer mitzählt, wird auf genau 142 Treppenstufen kommen – dann erblickt er endlich das Tageslicht. Der grandiose Panoramarundblick auf Ostsee, Travemünde, Priwall, Passat, Mecklenburg-Vorpommern und auf den regen Schiffs- und Fährverkehr unterhalb des Leuchtturms an der Travemündung ist atemberaubend und entschädigt für den mühsamen Aufstieg. Hier oben steht auch noch die funktionsfähige Leuchtturmanlage mit 10000-Watt-Glühbirnen. Dieses technische Kulturdenkmal blieb bis 1972 in Betrieb.
Lübeck-Travemünde entwickelte sich ursprünglich aus einer Fischer- und Lotsensiedlung zu einem der ältesten und traditionsreichen Seebäder Deutschlands.  Davon zeugen noch die Gebäude rund um die St. Lorenz-Kirche und am Ostpreußenkai. Im Fischereihafen wird auch heute noch täglich fangfrischer Fisch verkauft. Das Seebad an der Travemündung mitten im Herzen der Lübecker Bucht gilt als Ankerpunkt für die Reisenden nach Skandinavien und ins Baltikum, die mit der „Peter Pan“ oder „Nils Holgersson“ ab Skandinavienkai „rüber“ nach Trelleborg, Malmö, Göteborg, Helsingborg oder St. Petersburg wollen. Aber auch ein schöner Sonnenurlaub bietet sich in Travemünde an. Die Strandkörbe und die Ostsee befinden sich direkt „vor der Haustür“.
 Bei der Stadtplanung zwischen den Straßen Kaiserallee und Steenkamp haben sich die Travemünder etwas Besonderes ausgedacht: Betrachtet man ´die Straßen Backbord, Steuerbord, Mittelschiff und Achterdeck aus der Vogelperspektive, so ergibt sich anhand des Straßenverlaufes das Bild eines Schiffes. Es hat sogar ein Fallreep, mit dem es an der Kaiserallee anlegt.
 1600 Einwohner leben auf dem Priwall
Auf der anderen Seite der Travemündung liegt die Halbinsel Priwall, die ebenfalls noch zum Seebad (diesen Titel bekam der Ort 1802 zugesprochen) Travemünde gehört. Aus dem Sand der mecklenburgischen Steilküsten entstanden,  bildete sich im Verlauf von Jahrtausenden der Priwall.  Ursprünglich vermutlich eine Insel, denn erst ab dem 13.Jahrhundert existierte – durch den Bau eines Staudammes –  eine Landverbindung nach Mecklenburg.
Dann ging es schnell aufwärts: 1847 gab es auf dem Priwall eine Badeanstalt, eine Schafweide, einfache Unterkünfte für bedürftige Familien und sogar eine Pferderennbahn. Ab 1926 landeten Flugzeuge auf dem dortigen Flugplatz. Seit der Grenzöffnung wird diese Insel von Jahr zu Jahr lebendiger: Ein großer Campingplatz, zahlreiche Wochenendhäuser und Ferienhaussiedlungen und ein Sportboot- und Yachthafen entstanden. 1600 Einwohner leben mittlerweile auf dem Priwall.
Mit der Priwallfähre, die rund um die Uhr auf der Trave verkehrt, geht es recht zügig wieder zurück zu den wunderschönen alten Häuser der Vorderreihe in Travemünde. Ein kleiner Bummel bringt Abwechslung und schont nicht immer den Geldbeutel: Cafés und exklusive Boutiquen laden zum Verweilen ein. Im Cafe Niederegger –  bekannt für seine Marzipan-Spezialitäten – lockt die Lübecker Marzpiantorte, die ein besonderer Genuss ist.  Auch ein Besuch in der Alten Vogtei ist lohnenswert, denn hier kann man sich – wie schon vor Jahrhunderten die Lübschen Stadtvögte – im historischen Ambiente kulinarisch verwöhnen lassen und die einzigartigen Renaissance-Malereien bewundern. So kann ein Urlaubstag in Travemünde gemütlich ausklingen….                         Sabine Neumann  (Text & Fotos) 
Informationen:
Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, Tel. 0451/ 8899700
Maritim Strandhotel Travemünde, Tel.  +49 (0) 4502 89-0
Verein "Rettet die Passat" e.V. : Tel. 0049-4502 | 999728
Alter Leuchtturm Travemünde, Tel. 04502 / 88 91 80
www.Leuchtturm-Travemuende.de


 

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